vom 19. bis 26. März 2023
Plastik weltweit
Plastik-Probleme/Best practice aus aller Welt
Kunst aus „Geisternetzen“
Die Meere bilden auf der Erde die größten Ökosysteme mit einer unglaublichen Anzahl an verschiedenen Tier- und Pflanzenarten. Doch immer stärker werden die Ozeane durch den Menschen bedroht. Müll vom Festland und den Stränden gelangt in zunehmenden Maße in die Gewässer und wird zur Gefahr für die Unterwasserwelt. Ein besonders großes Problem stellen dabei abhanden gekommene Fischernetzte, auch „Ghost Nets“ (dt. „Geisternetzte“) dar, die bei Schiffsunfällen oder besonders durch illegales Fischen verloren gehen und noch lange Zeit umhertreiben. Weil die Netze aus sehr robustem Material, meist Kunststofffasern, bestehen, verrotten diese erst nach 400-600 Jahren. Bis dahin reißen sie auf ihrem Weg durch die Ozeane alles mit sich, was ihnen in die Quere kommt.
Um dieser Vermüllung und Gefährdung der Tiere vorzubeugen und nicht zuletzt um darauf aufmerksam zu machen, haben Künstler*innen in Australien die Netzreste von den Küsten aufgesammelt und aus den Meeren gefischt, um damit Skulpturen und andere Kunstwerke zu gestalten. Diese Kunstwerke lassen sich unter anderem in diversen Museen in Australien bewundern.
19.01.22
https://australian.museum/learn/cultures/atsi-collection/ghost-net-art/
https://www.wwf.de/themen-projekte/plastik/geisternetze
Die Jugend in der Partnerkirche von Mission EineWelt in Brasilien, der Ev. Kirche Luth. Bekenntnisses in Brasilien (IECLB), ruft im Rahmen ihres Programms „Jugend und Umweltgerechtigkeit“ (juventudes & justica ambiental) über social media etc. zu einem Überdenken der eigenen Konsumgewohnheiten in Bezug auf Plastik auf.
Verbot von Sonnencreme mit Chemikalien
Wenn man im Sommer in der Sonne am Strand liegen will, ohne sich die Haut zu verbrennen, dann gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit: Sonnencreme. Doch was passiert mit dem Sonnenschutz, wenn er durch das Wasser von der Haut gespült wird und ins Meer gelangt?
Neben Wasser und verschiedenen Fetten ist der wohl wichtigste Bestandteil von Sonnencreme der UV-Filter. Diese Filterstoffe sind meist Chemikalien, die dafür sorgen, dass sich auf der Haut eine Art Schutzschicht ausbildet, die das auftreffende Licht absorbiert oder zurückwirft. Doch die Sonnencreme bleibt nicht für ewig auf der Haut. Durch das Wasser beim Baden wird die Schutzschicht zunehmend abgewaschen und verteilt sich im Meer. Rund 14.000 Tonnen Sonnencreme gelangen Schätzungen zufolge jedes Jahr in die Ozeane. Das Problem: Vor allem die UV-Filter Octinoxat und Oxybenzon greifen die Ökosysteme in den Meeren an. Sie verursachen Schäden an den Korallenriffen und im Erbgut von Fischen.
Aus diesem Grund ist ab dem Jahr 2021 in Hawaii, entgegen der Proteste vieler Kosmetikhersteller, ein Gesetz in Kraft getreten, dass den Verkauf von Sonnencremes mit solchen Inhaltsstoffen verbietet. Hawaii ist mit diesem „Riffgesetz“ der erste US-Bundesstaat, der ein solches Gesetz durchgesetzt hat. In Europa ist die Situation rund um die „Korallenbleiche“, die durch Octinoxat und Oxybenzon verursacht wird, noch nicht eindeutig geklärt und ein Gesetz gegen den Verkauf solcher Sonnencremes, wie in Hawaii, ist in Deutschland noch nicht in Sicht.
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/96044/Hawaii-verbietet-bestimmte-Sonnencremes
(19.01.22; Ärzteblatt, Wikipedia, Dermasence)
Initiative «Plastikfreie Küstenlinie»
«Plastic-Free Coastlines» ist eine innovative Community-basierte Lösung, die es bisher geschafft hat, mehr als 180 Tonnen nicht recycelbare Kunststoffe aus der Natur und den Gewässern zu entfernen. Für das gemeinsame Ziel die Meeresküsten von Plastik zu befreien, arbeiten die Dörfer mit dem Umweltministerium, der Provinzregierung von Sihanoukville, dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP), UN Habitat, Climeco, ChipMong Ecocyle, Partner-NGOs, Privatunternehmen, nationalen und globalen Medien, Abfallsammelunternehmen zusammen
Weitere Informationen zur finden Sie unter
https://tontoton.com/plastic-free-coastlines/
https://www.youtube.com/watch?v=wwqvJ8WAzWw
Arbeitsplätze durch Plastikmüll-sammeln und recyceln
Im Großraum Nairobi ist das Unternehmen TakaTaka solutions aktiv, das u.a. den Plastikmüll in verschiedenen Regionen einsammelt und in zwei Recycling-Anlagen zu Plastik-Granulat u.a. recycelt. Das Unternehmen konnte zahlreiche Arbeitsplätze schaffen.
Baumaterial aus Plastikmüll
Ein junger tansanischer Unternehmer verwandelt den wachsenden Plastikmüll des Landes in Baustoffe, um den Wohnungsbedarf in den wachsenden Städten zu decken. Gleichzeitig hilft damit das Unternehmen EcoAct Tanzania die Müllberge in manchen Stadtteilen von Dar es Salaam, der grössten Stadt Tansanias, zu beseitigen und unnötige Abholzung zu verhindern. Ebenso konnte er auch dringend benötigte Arbeitsplätze schaffen, indem er Leute dafür bezahlt, Müll zu sammeln, zu säubern und zu sortieren.
Die Stämme aus dem Plastikmüll sind billiger als Holz und haltbarer, weil sie keine Insekten anlocken und nicht verrotten.
https://www.reuters.com/article/us-tanzania-waste-recycling-idUSKBN15W28P
Upcycle Africa „Abfall ist kein Abfall, bis er verschwendet ist“
Upcycle Africa ist eine Social Enterprise (Hybrid) Organisation, die 2015 mit dem Ziel gegründet wurde, die Abfallkrise in Afrika in Beschäftigungsmöglichkeiten zu verwandeln. Das grüne Sozialunternehmen bildet arbeitslose Jugendliche und Frauen darin aus, Plastikmüll in umweltfreundliche Baumaterialien zu verwandeln, um Öko-Häuser für arme Gemeinden zu erschwinglichen Preisen in Uganda zu bauen. Diese Gruppen werden als Abfallsammler*innen, Sortierer*innen, Verdichter*innen und Konstrukteur*innen eingesetzt.
Upcycle Africa hat über 3 Mio Plastikflaschen geborgen und daraus 117 Öko-Häuser für Familien gebaut. Insgesamt wurden über 2 Millionen Menschen für den Slogan von Upcycle Africa «Abfall ist kein Abfall, bis er verschwendet ist» sensibilisiert.
Kein Einweg-Plastik in Vanuatu
Keine Plastiktüten, keine Plastikstrohhalme, keine Plastik-Einwegwindeln, kein Kunststoffbesteck – mit diesen Verboten hat der Inselstaat Vanuatu im Süd-West-Pazifik im Jahr 2020 seinen Kampf gegen den Plastikmüll erklärt. Und das; obwohl das kleine Land mit seinen knapp 300.000 Einwohner*innen für gerade einmal 0,1 Prozent der Meeresverschmutzung verantwortlich ist. Mit diesen Maßnahmen gilt der Inselstaat als das Land mit den schärfsten Plastikverboten der Welt. Doch wie kann es sein, dass ein so kleines Land schafft, wozu deutlich größere und reichere Länder nicht im Stande sind?
„Die Sache ist: Wir importieren rund 95 Prozents unseres Mülls. Wir produzieren ihn nicht selbst. Deshalb bin ich für Verbote, mit denen man verhindern kann, dass der Müll ins Land kommt“, erklärt der Außenminister von Vanuatu, Ralph Regenvanu.
Begonnen hat der Kampf gegen den Plastikmüll mit einem Ehepaar, das seit vielen Jahren auf Vanuatu lebt und beobachtet hat, wie der Müll an den Stränden zugenommen hat. Mit wachsender Sorge haben sie dann eine Facebook-Seite ins Leben gerufen und eine Petition gestartet, die schnell viele Anhänger eingebracht hat. Ein Jahr später ist dann bereits ein Gesetz in Kraft getreten, was den Startschuss für den Kampf gegen Plastik markiert hat.
Auch wenn Vanuatu einen Großteil seines Mülls, im Gegensatz zu den westlichen Industrieländern, nicht selbst produziert und es für das Land deshalb einfacher ist, diesen zu reduzieren, kann es als Vorbild im Umgang mit Plastik für andere Staaten, wie Deutschland oder die USA, dienen.
https://www.focus.de/perspektiven/nachhaltigkeit/nachhaltigkeit-der-inselstaat-vanuatu-macht-vor-das-passiert-wenn-ein-land-plastik-verbietet_id_10367183.html
(focus, 18.01.22)